Exemplarische Aussagen der Neuoffenbarung von Jakob Lorber


Diese Zusammenfassung stellt nur wenige Ergebnisse der kritischen Auseinandersetzung dieser Internetseite mit der Neuoffenbarung von Jakob Lorber vor. Sie kann die vollständige Argumentation mit allen Quellen nicht ersetzen und soll lediglich einen Eindruck vermitteln.

Die komplette Ausarbeitung kann hier auch als Buch heruntergeladen werden:

Der 1800 in Kanischa bei Maribor geborene und 1864 in Graz gestorbene Jakob Lorber war theosophischer Mystiker und verfasste unter dem Einfluss einer Stimme, die er von 1840 an hörte eine über 10.000 Seiten lange neugnostische Lehre.[1] Die Stimme, die sich ihm als Jesus/Gott vorstellte, belehrt dabei über das Leben und vor allem die angeblichen Lehren Jesu. Diese in der Ich-Form geschriebene sog. Neuoffenbarung behandelt dabei eine Fülle naturwissenschaftlicher, medizinischer, geographischer und kosmologischer Fragen und stellt den materiellen Erscheinungen geistige Entsprechungen gegenüber.[2] Die Neuoffenbarung nimmt für sich in Anspruch, das Jenseits, die Weltgeschichte und Fragen nach den äußersten und letzten Dingen beantworten zu können. Sie erhebt den Anspruch, von Gott unmittelbar diktiert, rein, vollkommen und unfehlbar zu sein. Sie erhebt den Anspruch, der Bibel weit überlegen zu sein und diese zu ersetzen. Und sie erhebt den Anspruch, selbst der wiedergekommene Christus und das Weltgericht über die ganze Menschheit zu sein. Sie erhebt also den Anspruch, eine Art Inkarnation Gottes zu sein.[3] Anhand einiger exemplarischer Aussagen von Lorbers Neuoffenbarung wird dieser Anspruch überprüft.[4]


Mit Gottes Liebe und Gerechtigkeit schwer vereinbar scheinen dabei Aussagen, wonach

  • Vergewaltigung und Ehebruch keine Sünden gegen die Keuschheit sind, solange es um die Zeugung eines Kindes geht, ehelicher Sex jedoch ein Verstoß gegen die Keuschheit ist, wenn er der Frau Spaß macht[5]

  • Jesus als Kind ein anderes Kind verkrüppeln lässt, das ihn beim Spielen stört. Als Erwachsener lehrt Jesus angeblich: »Strafet eure Kinder, so sie lachen; lieber höret sie weinen denn lachen! Denn das Lachen entsteht aus der Hölle«[7]
    (Großes Evangelium Johannes, 1. Band, Kapitel 169, Vers 18)
Während der historische Jesus selbst Jude war, zeigt sich der Jesus der Neuoffenbarung als Antisemit:

»Ein Jude, wie er jetzt beschaffen ist, ist vollkommen ein Schwein; schon das Äußerliche beurkundet für jedermann, zu welcher Tierklasse diese Menschenrasse gehört. Ein Jude sieht nun im allgemeinen aus wie ein Schwein, und stinkt wie ein Schwein«[8]
(Erstausgabe Erde (Erde und Mond), Kapitel 74, Verse 9-11 [III. Teil])

Als Adolf Hitler 1933 die Macht übernahm, bekannte der frühere Verleger der Lorberschriften und der Vorstand der damaligen Lorber-Gesellschaft im Namen der Lorberfreunde:

»Geistig, politisch und wirtschaftlich sehen wir also die Gedanken und Bestrebungen Adolf Hitlers in weitgehendster Übereinstimmung mit den schon vor fast 100 Jahren durch den großen deutschen Seher und Gottesboten Jakob Lorber enthüllten, in den "Neusalemsschriften" niedergelegten Lehren. Wir Neusalemsfreunde (Lorberfreunde) bedürfen daher keiner "Umstellung" oder "Neueinstellung" gegenüber dem neuen Staate. Die "Gleichschaltung" hat der oberste Lenker der Staats- und Völkergeschichte schon dadurch vollzogen, daß Er dem Erwecker und Führer des neuen Deutschland (Adolf Hitler) die gleichen Grundgedanken ins Herz geflößt hat wie seinem vorausgesandten Rüstzeuge Jakob Lorber.«[9][10]
(Das Wort: Heft 6, Neu-Salems-Verlag 1933, S. 177
Artikel: "Der neue Staat und das Neusalemslicht")


Mit Gottes Allwissenheit schwer vereinbar scheinen Aussagen, wonach

  • ein Loch mit einer »hundertundachtzig Meilen« großen Öffnung (an anderer Stelle sind es nur 20-30 Meilen) als Mund vom Nordpol durch die Erde (mit Innereien) bis zum Südpol (After) geht.[11]

  • Sich die Erde dreht, weil sie ihre Exkremente durch einen schneckenförmigen Darm entsorgt.[11]

  • Nord- und Südpol grundsätzlich niemals von Menschen erreicht werden können.[11]

  • Vögel ähnlich wie ein Gasballon mit Hilfe von Wasserstoff fliegen.[12]

  • der Mars keine Monde hat.[13]

  • die Mondvorderseite aus einer Art »Schaum« ist.[13]

  • auf der Mondrückseite Menschen, Pflanzen und Tiere (auch Wassertiere, Mondschafe und Vögel) leben, es Flüsse und Seen gibt und es bei der Schneeschmelze auf dem Mond zu Überschwemmungen kommt.[13]
Widersprüche zwischen den Texten[14] und nachgereichte Verbesserungen Lorbers an den Verleger[15] verschärfen den Eindruck, dass hier kein allwissender Gott, sondern ein fehlbarer Mensch Urheber der Texte sein könnte. Änderungen und teilweise Zensur der Texte, die Jakob Lorber von Gott empfangen haben soll, wirken damit wie der Versuch des Lorberverlages, Schwächen und Widersprüche innerhalb der Neuoffenbarung zu vertuschen. So wurden allein in dem kleinen Buch "Erde und Mond" gegenüber der Erstausgabe elf zusammenhängende Kapitel weggelassen. Insgesamt wurde etwa ein Drittel von Erde und Mond zensiert und der Rest angepasst. Trotzdem wird im Vorwort der 6. Ausgabe versichert, der Inhalt sei vollständig.[16]


Bereits anhand dieser wenigen hier angeführten Passagen scheint es zweifelhaft, ob die Neuoffenbarung ihrem Anspruch von Gott unmittelbar diktiert, vollkommen und unfehlbar zu sein, gerecht wird. Die naheliegende alternative Erklärung arbeitete die Psychiaterin Antoinette Stettler-Schär anhand von Lorbers Offenbarungen, Briefen und seiner Biographie überzeugend heraus. Sie diagnostiziert Lorber in ihrer Dissertation eine chronische paranoide Schizophrenie mit manisch-depressiver Komponente bei einer präpsychotisch selbstunsicheren, ängstlichen, neurotischen und geltungssüchtig-hysteriformen Persönlichkeit (Jakob Lorber: Zur Psychopathologie eines Sektenstifters).[17]


Wer auch immer der Urheber der Neuoffenbarung ist, mit dem Gott der Bibel hat der Gott der Neuoffenbarung kaum etwas gemeinsam:[18]

»Ein jedes Dasein, das göttliche nicht ausgenommen, hat in sich lauter Gegensätze, (...) Finsternis und Licht, (...) Haß und Liebe, böse und gut, falsch und wahr, und Lüge und Wahrheit.«[19]
(Großes Evangelium Johannes, Band 2, Kapitel 228 Vers 4-5)

Im Gegensatz dazu bekennt Johannes in der Bibel:

»Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis.«
(DIE BIBEL, 1. Brief des Johannes, Kapitel 1, Vers 5)


Das Gefährdungspotential solcher pseudochristlichen Lehren und den zugehörigen Gruppen sollte bei dem Umgang mit Jakob Lorber nicht unterschätzt werden. Anweisungen zu Demütigungen und Erniedrigungen (vgl. Himmelsgaben Band 3, 15. und 17. Juni 1840) können vor allem Kinder traumatisieren, wenn gem. Lorber versucht wird, deren Willen entgültig zu brechen. Ich kann mich aufgrund meiner eigenen Erfahrungen Frau Dr. Daxner und Simon E. (vgl. Erfahrungen) nur anschließen, dass hier Handlungsbedarf sowohl in der schulischen Aufklärung, wie auch in der therapeutischen Seelsorge Betroffener besteht.[20]