Rettungsversuche des Lorber-Verlages

»Als Jesus seine Rede beendet hatte, waren die Zuhörer tief betroffen. Denn was er gesagt hatte, waren nicht leere Worte wie bei ihren Schriftgelehrten. Sie merkten, dass Gott selbst durch Jesus zu ihnen gesprochen hatte.«

Matthäusevangelium, Kapitel 7, Verse 28f, nach der Übersetzung "Hoffnung für alle"

Wenn die Neuoffenbarung so lehren würde, könnte es weder mich als Kritiker, noch dieses Buch geben. Was aber tun, wenn die Neuoffenbarung nicht wirkt? Was tun, wenn sie Menschen sogar abstößt oder sich lächerlich macht? Wie kann man die Offenbarung Gottes retten? Indem man dieses "reinste Gotteswort" einfach abändert.

»Da Lorber kein mechanisches Schreibmedium, sondern ein Hörmedium war, (...) so ist es begreiflich, daß (...) dem Schreiber Lorber offensichtliche Schreib- und Hörfehler unterliefen. Diese wurden im Druck berichtigt.«

Schrifttexterklärungen 3. Aufl. 1927, S. 8

Passend zu dieser Darstellung zensierte der Lorber-Verlag die Darstellung von Ritter von Leitner, wonach Lorber durchaus auch ein mechanisches Schreibmedium war:

»am schnellsten und zugleich am richtigsten schreibe er (Lorber) dann, wenn er die Hand sich ganz mechanisch mit der Feder fortbewegen lasse.«

Leitner: Lebensbild, 1. Auflage 1924, Seite 22

Nach 1929 verzichtete man schließlich auch auf das Eingeständnis, die Neuoffenbarung zu korrigieren. Dennoch ging die "Berichtigung" weiter.

In der Erstausgabe, aber auch noch in der 5. Auflage des 7. Bandes des Großen Evangeliums Johannes endete Kapitel 51 Vers 12 (über das Jüdische Volk) noch mit den Worten

»- und ihr Name, der bis jetzt ein so hochrühmlicher vor aller Welt war, wird sein ein verachteter, und wird sein wie zum Anpissen!«

In der 7. Auflage entschloss man sich dann die peinliche Passage zu streichen:

»Und ihr Name, der bis jetzt vor aller Welt ein so hochrühmlicher war, wird ein verachteter sein.«

Noch weiter ging man bei der "Erde". Hier zensierte man gleich elf Kapitel (in denen unter anderem Juden als Schweine beschimpft werden). Trotzdem wird dem gutgläubigen Leser im Vorwort (z.B. 6. Auflage) versichert, dass der Inhalt vollständig ist. Damit niemand Verdacht schöpft, dachte man sich auch ein neues Ende aus und legte es Gott in den Mund (vgl. z.B. 3. oder 4. Auflage). Statt

»(...) es ist demnach in dieser Hinsicht Alles erschöpft. - Da aber auf der Erde (...) auch andere Einwohner leben, so wollen wir (...) diesen anderen Einwohnern einige Betrachtungen widmen.«

schrieb man

»Es ist demnach in dieser Hinsicht alles erschöpft. Und somit – Amen!«

Dabei gab man sich Anfangs durchaus noch Mühe, die Textänderung auf eine "göttliche Anweisung" zurückzuführen. Nachdem Lorberfreunde z.B. "grelle Widersprüche" in "Die Erde" fanden, empfahl angeblich Gott persönlich "bei dem Neudruck diesen ärgerlichen Theil einfach ganz wegzulassen".

Inzwischen wurden nicht nur die besagten elf Kapitel, sondern insgesamt etwa ein Drittel von Erde und Mond zensiert und der Rest angepasst. Neben "Erde und Mond" oder dem "Großen Evangelium Johannes" wurden auch andere Werke teilweise erheblich verändert. Man kann nur anhand der Erstausgabe versuchen zu rekonstruieren, was Lorber wirklich geschrieben hat. Die Handschriften Lorbers liegen sicher verwahrt beim Lorber-Verlag in Bietigheim-Bissingen. Es bleibt die Frage, wie viel Zensur und wie viele Textänderungen es bedarf, bis auch kritische Leser glauben, der Text stamme von Gott. Dazu später noch ausführlicher, wenn es darum geht, welche Rolle dem Lorber-Verlag inzwischen eigentlich zukommt.

Die Änderungen und Zensuren des Lorber-Verlages sind jedenfalls nichts anderes als das Eingeständnis, dass nicht nur irgendwelche Kritiker Zweifel an den Neuoffenbarungstexten haben, sondern auch der Lorber-Verlag selbst. Würde er glauben, dass diese Texte Gott diktiert hat, so würde er sich nie anmaßen, sie zu verändern. Wenn aber nicht einmal der Lorber-Verlag, der die Verbreitung der Neuoffenbarungstexte vorantreibt glaubt, Lorber hätte Gott gehört, wer ist dann der Autor der Neuoffenbarung? Wer steht wirklich hinter dem Phänomen des "Inneren Wortes"?


Rekonstruktion der Änderungen
.....(mit Fotobelegen)



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