Das Umfeld der Neuoffnbarung

Die Texte, die Jakob Lorber nach dem was er hörte niederschrieb, wurden teilweise bereits zu seinen Lebzeiten von seinem Freund Johannes Busch in kleiner Auflage gedruckt. Durch diese ersten Bücher erweiterte sich der Freundeskreis von Menschen, die die Schriften als Auslegung, Fortsetzung, Erweiterung, Vertiefung und Korrektur der biblichen Schriften sahen. Jakob Lorber steht somit in der Tradition früherer christlicher Mystiker wie Emanuel Swedenborg (eigentlich Swedberg).
Johannes Busch
Quelle: Briefe Jakob Lorbers. Neu-Salems-Gesellschaft, Bietigheim 1931, S. 151

Um die Werke Jakob Lorbers und anderer Mystiker begrifflich von der Bibel abgrenzen zu können, bürgerte sich bald der Begriff "Neuoffenbarung" für das "neu geoffenbarte Gotteswort" ein. Innerhalb der Neuoffenbarung nimmt das Werk von Jakob Lorber besonders aufgrund seines Umfanges von weit über zehntausend gedruckten Seiten eine Sonderstellung ein und daher gilt Jakob Lorber unter Neuoffenbarungsanhängern oft als der bedeutendste Prophet der Neuoffenbarung. Allein das "neu geoffenbarte" Johannesevangelium (Großes Evangelium Johannis) umfasst zehn dicke Bände mit zusammen über fünftausend Seiten. Die Gruppierung der Texte zu Büchern wurde nach Lorbers Tod allerdings nochmals geändert.


Der Verleger Otto Zluhan vor den Handschriften von Jakob Lorber
Quelle: Rinnerthaler, Material zur Dissertation
Die Rechte an den Schriften Lorbers erwarb nach dem Tod von Johannes Busch der "Neutheosophische Verlag", der auch heute noch als „Lorber-Verlag Otto Zluhan“ (zwischenzeitlich auch als "Neu-Salems-Verlag") die Handschriften von Jakob Lorber aufbewahrt.

Inzwischen gibt es unzählige weitere Propheten, die oft unter Berufung auf Lorber und Swedenborg für sich in Anspruch nehmen, Gott diktiere ihnen sogenannte "Vaterworte", z.B. Erika Bertschinger-Eicke (Fiat Lux), Gabriele Wittek (Universelles Leben), Bertha Dudde, Gottfried Mayerhofer, Leopold Engel, Johannes Widmann, Georg Riehle, Anita Wolf, Ida Kling, Johanne Ladner, Frieda Maria Lämmle, Anton Wünsch oder Johanna Hentzschel. Viele sind jedoch sehr umstritten.

Da es, abgesehen von wenigen Ausnahmen, keine Neuoffenbarungskirchen gibt, gehören die meisten Neuoffenbarungsfreunde zu den traditionellen katholischen und evangelischen Volks-, und Freikirchen und verbreiten die Schriften unter der Hand. Die genaue Zahl der Neuoffenbarungsanhänger lässt sich also nicht ermitteln, nicht einmal innerhalb einer kleinen Kirchengemeinde. Untereinander nutzen viele Neuoffenbarungsanhänger neben dem Internet vor allem Vorträge und Tagungen wie sie z.B. von der Lorber-Gesellschaft angeboten werden, um sich zu treffen und auszutauschen. Auch die Lorber-Gesellschaft e.V. versteht sich dabei nicht als Kirche, sondern als offener Bund der Anhänger der Offenbarungen Lorbers. Während sich die Lorbergesellschaft und die meisten Lorberfreunde mit groß angelegten Missionsmaßnahmen zurückhalten und ihr Gedankengut meist unentdeckt in christlichen Kreisen verbreiten, wirbt der Lorber-Verlag öffenlichkeitswirksam und nutz dabei den Boom esoterischer Literatur der neunziger Jahre. Unter finanzieller Mithilfe des "Jakob-Lorber-Förderungswerkes" werden die Schriften dazu auch in andere Sprachen übersetzt.

Allein 1997 versandte der Lorber-Verlag nach eigenen Angaben den Lorber-Prospekt "Die Neuoffenbarung Jesu durch Jakob Lorber – Christliche Prophetie für unsere Zeit" an 44 000 Adressen. Die missionarischen Aktivitäten der Lorber-Bewegung beihaltet also gleichzeitig Konfrontation und Infiltration.
Quelle:
www.lorber-verlag.de



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