Die Neuoffenbarung von Jakob Lorber - eine kritische Durchsicht
Inhalt:
Stimmen berühmter Personen zu Jakob Lorber
Jakob Lorber
Die Neuoffenbarung...
__________ Umfeld
__________ sind die Lorber-Freunde eine Sekte?
__________ Inhalt
__________ Anspruch
__________ Kritik
...und Ethik
__________ Vergewaltigung zur Fortpflanzung
__________ Lorbers Tochter Maria Hochegger
__________ Erziehungsratgeber im Lichte des "Hasch-Jesus" von Wila
__________ "Jesu" Liebe und Rache
__________ "Jesu" Umgang mit Freunden
__________ "Jesu" Umgang mit Kindern
__________ Juden als stinkende "Schweine"
__________ Bekenntnisse der Lorbergemeinschaft zum "Führer"
...und Wissenschaft
__________ die Argumente von Kurt Eggenstein zur Neuofenbarung
__________ Vom Nord- zum Südpol durch die Erde
__________ Vögel fliegen mit Wasserstoff!?
__________ Von Mondschafen und elektrischem Feuer
...und Widersprüche
__________ Weitere Widersprüche
__________ Probleme Lorbers mit Widersprüchen
Rettungsversuche
__________ Rettungsversuche durch Jakob Lorber
__________ Rettungsversuche von Lorberfreunden
__________ Umgang mit Kritikern
__________ Rettungsversuche des Lorber-Verlages
__________ Rekonstruktion der Änderungen
Das Innere Wort
Über die Bibel
__________ Lorber über die Bibel
__________ Selbsterlösung
__________ Sein wie Gott
__________ Gott der Finsternis und der Lüge
__________ Zur 666
__________ Zum Satan
__________ Sola Scriptura?
__________ Neuoffenbarung und Bibel
Erfahrungen / Impressum
__________ Erfahrungen von Simon E.
__________ Eigene Erfahrungen / Impressum
Zusammenfassung deutsch
Zusammenfassung englisch
Literatur / Links
zum Hauptmenue
weitere Themen bei Jakob Lorber sind Impfung, die abgelehnt wird. Viele Verschwörungstheorien werden aufgegriffen. Yves Kraushaar stellt diverse Sonnenheilmittel her, neben Homöopathie ader so etwas ähnlichem gehören Sonnenglobuli zu dem Sortiment. Zur Kindererziehung gab es einen Ratgeber, der ggf. vom "Hasch-Jesus" von Wila falsch verstanden wurde. Jesus ruft wohl kaum zum Kindesmissbrauch oder Kindermissbrauch auf.
Zu Jakob Lorber gibt es viele Prominente Stimmen. So äußerte sich der Kurt Hutten, früherer Leiter der EZW, der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, ebenso wie Prof. Dr. Friedrich Heer, Historiker und Kulturphilosoph. Ob sich auch Medienvertreter, wie der Landesdirktor des ORF Landesstudio Vorarlberg Dr. Wolfgang Burtscher über Medien zu Lorber äußerten, ist leider noch unbekannt. Überhaupt wird, selbst in österreischichen Medien erstaunlich wenig über Jakob Lorber berichtet.
Zusammenfassung (deutsch)
Diese Zusammenfassung stellt nur wenige Ergebnisse der kritischen Auseinandersetzung dieser Internetseite mit der Neuoffenbarung von Jakob Lorber vor. Sie kann die vollständige Argumentation mit allen Quellen nicht ersetzen und soll lediglich einen Eindruck vermitteln.
Die komplette Ausarbeitung kann hier auch als Buch im pdf-Format heruntergeladen werden:
Der 1800 in Kanischa bei Maribor geborene und 1864 in Graz gestorbene Jakob Lorber war theosophischer Mystiker und verfasste unter dem Einfluss einer Stimme, die er von 1840 an hörte eine über 10.000 Seiten lange neugnostische Lehre. Die Stimme, die sich ihm als Jesus/Gott vorstellte, belehrt dabei über das Leben und vor allem die angeblichen Lehren Jesu. Diese in der Ich-Form geschriebene sog. Neuoffenbarung behandelt dabei eine Fülle naturwissenschaftlicher, medizinischer, geographischer und kosmologischer Fragen und stellt den materiellen Erscheinungen geistige Entsprechungen gegenüber. Die Neuoffenbarung nimmt für sich in Anspruch, das Jenseits, die Weltgeschichte und Fragen nach den äußersten und letzten Dingen beantworten zu können. Sie erhebt den Anspruch, von Gott unmittelbar diktiert, rein, vollkommen und unfehlbar zu sein. Sie erhebt den Anspruch, der Bibel weit überlegen zu sein und diese zu ersetzen. Und sie erhebt den Anspruch, selbst der wiedergekommene Christus und das Weltgericht über die ganze Menschheit zu sein. Sie erhebt also den Anspruch, eine Art Inkarnation Gottes zu sein. Anhand einiger exemplarischer Aussagen von Lorbers Neuoffenbarung wird dieser Anspruch überprüft.
Mit Gottes Liebe und Gerechtigkeit schwer vereinbar scheinen dabei Aussagen, wonach
- Vergewaltigung und Ehebruch keine Sünden gegen die Keuschheit sind, solange es um die Zeugung eines Kindes geht, ehelicher Sex jedoch ein Verstoß gegen die Keuschheit ist, wenn er der Frau Spaß macht (menschlich dagegen ist Lorbers Versuch, unmoralisches Verhalten durch die Zeugung eines Kindes zu entschuldigen, verständlich. Immerhin konnte Jakob Lorber so sein eigenes uneheliches Kind gegenüber sich selbst und der damaligen biederen Öffentlichkeit rechtfertigen).
- Jesus als Kind ein anderes Kind verkrüppeln lässt, das ihn beim Spielen stört. Als Erwachsener lehrt Jesus angeblich: »Strafet eure Kinder, so sie lachen; lieber höret sie weinen denn lachen! Denn das Lachen entsteht aus der Hölle«
(Großes Evangelium Johannes, 1. Band, Kapitel 169, Vers 18)
Während der historische Jesus selbst Jude war, zeigt sich der Jesus der Neuoffenbarung als Antisemit:»Ein Jude, wie er jetzt beschaffen ist, ist vollkommen ein Schwein; schon das Äußerliche beurkundet für jedermann, zu welcher Tierklasse diese Menschenrasse gehört. Ein Jude sieht nun im allgemeinen aus wie ein Schwein, und stinkt wie ein Schwein«
(Erde und Mond, Kapitel 74, Verse 9-11)
Als Adolf Hitler 1933 die Macht übernahm, bekannte der frühere Verleger der Lorberschriften und der Vorstand der damaligen Lorber-Gesellschaft im Namen der Lorberfreunde:
»Geistig, politisch und wirtschaftlich sehen wir also die Gedanken und Bestrebungen Adolf Hitlers in weitgehendster Übereinstimmung mit den schon vor fast 100 Jahren durch den großen deutschen Seher und Gottesboten Jakob Lorber enthüllten, in den "Neusalemsschriften" niedergelegten Lehren. Wir Neusalemsfreunde (Lorberfreunde) bedürfen daher keiner "Umstellung" oder "Neueinstellung" gegenüber dem neuen Staate. Die "Gleichschaltung" hat der oberste Lenker der Staats- und Völkergeschichte schon dadurch vollzogen, daß Er dem Erwecker und Führer des neuen Deutschland (Adolf Hitler) die gleichen Grundgedanken ins Herz geflößt hat wie seinem vorausgesandten Rüstzeuge Jakob Lorber.«
(Das Wort: Heft 6, Neu-Salems-Verlag 1933, S. 177
Artikel: "Der neue Staat und das Neusalemslicht")
Mit Gottes Allwissenheit schwer vereinbar scheinen Aussagen, wonach
- ein Loch mit einer »hundertundachtzig Meilen« großen Öffnung (an anderer Stelle sind es nur 20-30 Meilen) als Mund vom Nordpol durch die Erde (mit Innereien) bis zum Südpol (After) geht.
- Sich die Erde dreht, weil sie ihre Exkremente durch einen schneckenförmigen Darm entsorgt.
- Nord- und Südpol grundsätzlich niemals von Menschen erreicht werden können.
- Vögel ähnlich wie ein Gasballon mit Hilfe von Wasserstoff fliegen.
- der Mars keine Monde hat.
- die Mondvorderseite aus einer Art »Schaum« ist.
- auf der Mondrückseite Menschen, Pflanzen und Tiere (auch Wassertiere, Mondschafe und Vögel) leben, es Flüsse und Seen gibt und es bei der Schneeschmelze auf dem Mond zu Überschwemmungen kommt.
Widersprüche zwischen den Texten und nachgereichte Verbesserungen Lorbers an den Verleger verschärfen den Eindruck, dass hier kein allwissender Gott, sondern ein fehlbarer Mensch Urheber der Texte sein könnte. Änderungen und teilweise Zensur der Texte, die Jakob Lorber von Gott empfangen haben soll, wirken damit wie der Versuch des Lorberverlages, Schwächen und Widersprüche innerhalb der Neuoffenbarung zu vertuschen. So wurden allein in dem kleinen Buch "Erde und Mond" gegenüber der Erstausgabe elf zusammenhängende Kapitel weggelassen. Insgesamt wurde etwa ein Drittel von Erde und Mond zensiert und der Rest angepasst. Trotzdem wird im Vorwort der 6. Ausgabe versichert, der Inhalt sei vollständig.
Bereits anhand dieser wenigen hier angeführten Passagen scheint es zweifelhaft, ob die Neuoffenbarung ihrem Anspruch von Gott unmittelbar diktiert, vollkommen und unfehlbar zu sein, gerecht wird. Die naheliegende alternative Erklärung arbeitete die Psychiaterin Antoinette Stettler-Schär anhand von Lorbers Offenbarungen, Briefen und seiner Biographie überzeugend heraus. Sie diagnostiziert Lorber in ihrer Dissertation eine chronische paranoide Schizophrenie mit manisch-depressiver Komponente bei einer präpsychotisch selbstunsicheren, ängstlichen, neurotischen und geltungssüchtig-hysteriformen Persönlichkeit (Jakob Lorber: Zur Psychopathologie eines Sektenstifters).
Wer auch immer der Urheber der Neuoffenbarung ist, mit dem Gott der Bibel hat der Gott der Neuoffenbarung kaum etwas gemeinsam:
»Ein jedes Dasein, das göttliche nicht ausgenommen, hat in sich lauter Gegensätze, (...) Finsternis und Licht, (...) Haß und Liebe, böse und gut, falsch und wahr, und Lüge und Wahrheit.«
(Großes Evangelium Johannes, Band 2, Kapitel 228 Vers 4-5)
»Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis.«
(DIE BIBEL, 1. Brief des Johannes, Kapitel 1, Vers 5)
Das Gefährdungspotential solcher pseudochristlichen Lehren und den zugehörigen Gruppen sollte bei dem Umgang mit Jakob Lorber nicht unterschätzt werden. Anweisungen zu Demütigungen und Erniedrigungen (vgl. Himmelsgaben Band 3, 15. und 17. Juni 1840) können vor allem Kinder traumatisieren, wenn gem. Lorber versucht wird, deren Willen entgültig zu brechen. Ich kann mich aufgrund meiner eigenen Erfahrungen Frau Dr. Daxner und Simon E. (vgl. Erfahrungen) nur anschließen, dass hier Handlungsbedarf sowohl in der schulischen Aufklärung, wie auch in der therapeutischen Seelsorge Betroffener besteht.
Kontakt
Das Leben von Jakob Lorber
(mit Zitaten aus der Biographie
„Jakob Lorber, der steiermärkische Theosoph“
von Karl Gottfried Ritter von Leitner,
einem persönlichen Freund und Anhänger
von Jakob Lorber)
Kanischa, Jakob Lorbers Geburtsort (gekennzeichnet)
Quelle: Briefe Jakob Lorbers. Neu-Salems-Gesellschaft, Bietigheim 1931, S. 127
Jakob Lorber wurde am 22. Juli 1800 als ältestes Kind von Michael Lorber und Maria Tautscher in Kanischa (heute Kaniža-Jarenina, Slowenien) geboren. Mit neun Jahren lernte er in der Dorfschule in Jahring Lesen, Schreiben und Rechnen. In dieser Zeit zeigte sich seine Vorliebe für Musik. Im Sommer 1817 zog er in die nur zwei Meilen entfernte Stadt Marburg, um dort die Vorbereitungsanstalt für Volksschullehrer zu besuchen. Nach diesem Kurs fing er in St. Egydi, später in St. Johann im Saggatal als Lehrergehilfe an. Der dort ansässige Kaplan ermunterte ihn, eine Studienlaufbahn als Priester zu beginnen.
| Jakob Lorbers Geburtshaus Quelle: a.a.O., S. 125
|
Diesem Rat folge leistend, kehrte Lorber im Herbst 1819 nach Marburg zurück und ließ sich im Gymnasium als Schüler einschreiben. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich durch kleine Verrichtungen in der Schule. Außerdem spielte er gegen ein kleines Honorar beim täglichen Schulgottesdienst in der Kirche Orgel und gab Violinenunterricht. Nach fünf Jahren setzte er, teils um seine Studien fortzusetzen, teils um sein Violinenspiel zu verbessern, seine Schullaufbahn in Graz fort. Aufgrund von Schwierigkeiten brach er schließlich die Schule ab:
»Allein die Schwierigkeit, in einer großen, ihm ganz fremden Stadt hinlänglichen Lebensunterhalt zu finden, sowie der Umstand, dass es ihm dadurch auch erschwert wurde, in seinen Studien jene hervorragende Stellung, die er unter seinen Mitschülern bisher eingenommen hatte, auch ferner zu behaupten, verleitete ihm das weitere Studieren so sehr, dass er im zweiten Halbjahre das Gymnasium verließ und zunächst sein Fortkommen als Hauslehrer suchte.« (S. 10)
Um sich eine gesicherte Existenz aufbauen zu können, besuchte er 1829 erfolgreich den höheren pädagogischen Kurs für Lehrer an Hauptschulen:
»Als aber 1830 seine erste Bewerbung um eine Anstellung als Lehrer nicht gleich zum gewünschten Ziele führte, gab der leicht Entmutigte diesen Lebensplan wieder, und zwar für immer, auf.« (S. 10)
Stattdessen unterrichtete er Gesang, Klavier und Violinenspiel und komponierte Lieder und Konzertstücke. Dadurch kam er mit dem Komponisten Anselm Hüttenbrenner in Kontakt, der als Gutsbesitzer in Graz lebte und zu jener Zeit dem Steiermärkischen Musikverein als Direktor vorstand. Dieser verschaffte ihm die Möglichkeit, bei Konzerten des Musikvereins Violine vorzuspielen.
»Als Paganini 1828 das kunstliebende Wien mit seinen außerordentlichen Kunstleistungen auf der Violine in Begeisterung versetzte, eilte auch Lorber dahin, um dessen bezauberndes Spiel selbst zu hören, und war so glücklich, ihn persönlich kennen zu lernen, ja sogar von ihm ein paar Stunden des Unterrichts zu erhalten. Von nun an war für die nächste Periode seines Lebens Paganini das Ideal, welchem er mit rastlosem Eifer nachstrebte und zu dessen lithographiertem Bildnis, das er stets in seiner Stube hängen hatte, er oft mit einer Art von Andacht emporblickte. (…) Als er im Oktober 1839 im Rittersaale des Landhauses ein Konzert gegeben (…) hatte, äußerte sich das damalige Beiblatt zur "Grazer Zeitung", "Der Aufmerksame" in Nr. 129 über sein Künstlertum in folgender Weise:
„Herr Lorber ist kein Violinist, der sich in den Schranken irgendeiner Schule bewegt; er ist ganz Autodidakt. Unstreitig ist er mit mehr als gewöhnlichem Talente ausgerüstet, und bewunderungswürdig ist die Kunstfertigkeit, zu welcher Herr Lorber durch den unermüdlichen Fleiß und eine eigentümliche Anwendung seiner musikalischen Naturgabe es gebracht hat. Mit Staunen sehen wir ihn Schwierigkeiten überwinden und selbst Wagstücke bestehen, an deren Ausführbarkeit wir zweifeln würden, wenn wir nicht durch Lorbers fast immer siegende Verwegenheit eines andern belehrt wären. Er belebt mit einem Bogenstrich 120 bis 160 Notenköpfe. Seine Staccatos sind wunderschön. Und die Triolen, Doppelgriffe, Flageoletts Pizzicatos mit einer Hand und sonstige Bravoursätze führt er sehr leicht und auch oft ziemlich rein aus, aber indem er sich eben in das Ungewöhnliche verliert, geschieht es auch zuweilen, dass die in seinem Spiele sich drängenden Schwierigkeiten in so phantastischer Überladung angehäuft sind, dass man vor lauter Schwierigkeiten und Dissonanzen gar nichts anderes zu hören bekommt und von Ton, Melodie, Ausdruck und folglich wahrem Genusse des Zuhörers gar keine Rede mehr ist. Das Studium und die Beharrlichkeit des Herrn Lorber, so Ungewöhnliches zu Tage zu fördern, verdienen allerdings gerechte Anerkennung. Wie viel williger aber und ungeteilter würde man ihm den herzlichsten Anteil zuwenden, wenn er sein bedeutendes Talent statt dem bloß Schweren, dem wahrhaft Schönen, dem auf die Länge doch allein nur Lohnbringenden, gewidmet hätte. Die Aufnahme des Konzertgebers von Seite des Publikums war auszeichnend und dem Verdienste des Herrn Lorbers angemessen.“« (S. 11f)
Diese Kritik führte bei Lorber nicht zur Entmutigung, sondern sie spornten ihn noch mehr an. Als er zehn Jahre später anlässlich eines Wohltätigkeitskonzertes zwei seiner eigenen Kompositionen vorspielte, schrieb das damalige Lokalblatt "Aurora" (Mai 1849, Nr. 36), dass Lorber nicht nur in Paganinischen Bogenkünsten enorme Fortschritte gemacht, sondern sich auch Schönheit und Fülle des Tones in erfreulicher Weise angeeignet habe. Obwohl Lorbers Hauptinteresse in dieser Lebensphase die Musik war, konnte sie seine inneren Bedürfnisse nicht befriedigen:
Jakob Lorber Quelle: a.a.O., S. 2
| »Besonderes Interesse hegte er auch für die Astronomie. Zwar mangelte ihm, um dieselbe wissenschaftlich betreiben zu können, eine gründliche Kenntnis der Mathematik. Aber bei seinem mächtigen Drange nach höherer Erkenntnis zog ihn doch die hehre Tiefe des gestirnten Himmels von jeher unwiderstehlich an. Er suchte daher mittels einer künstlichen Steigerung seines Sehvermögens in die Geheimnisse des Welthauses gleichsam mechanisch einzudringen und verfertigte sich dazu selbst einen großen, freilich ziemlich primitiv geratenen, jedoch ganz brauchbaren Tubus.« (S. 12f) |
Neben diesen Versuchen, den Kosmos zu verstehen, suchte er schließlich vor allem einen geistigen Zugang zum Verständnis der Welt. Er las Bücher der Theosophen und Mystiker Justinus Kerner, Jung Stilling, Swedenborg. Jakob Böhme, Johann Tennhardt und J. Kerning, wobei ihm besonders der letztere lag. Dabei las er nur hin und wieder einige Bücher der oben aufgeführten Autoren. Das einzige Buch was er immer griffbereit hatte war die Bibel. Aber auch die las er nicht täglich, sondern nur, wenn ihn ein äußerer Anlass oder ein innerer Antrieb dazu drängte. Er war auf der Suche nach mehr.
»Lorber war nun bereits in das vierzigste Lebensjahr vorgerückt, ohne sich eine feste Stellung im Leben errungen zu haben. Nun ging ihm aber aus Triest unerwartet die Einladung zu, unter recht annehmbaren Bedingungen dort eine zweite Kapellmeisterstelle zu übernehmen. Er ging darauf ein und traf alle Vorbereitungen zur Abreise. Allein sein Leben sollte eben jetzt plötzlich eine ganz andere Richtung nehmen.
Er hatte am 15. März 1840 um 6 Uhr morgens – so erzählte er nachher seinen Freunden – gerade sein Morgengebet verrichtet und war im Begriffe, sein Bett zu verlassen, da hörte er links in seiner Brust, an der Stelle des Herzens, deutlich eine Stimme ertönen, welche ihm zurief: „Steh’ auf, nimm deinen Griffel und schreibe!“ – Er gehorchte diesem geheimnisvollen Rufe sogleich, nahm die Feder in die Hand und schrieb das ihm innerlich Vorgesagte Wort für Wort nieder. Es war dies der Eingang des Werkes: „Die Haushaltung Gottes“ oder „Geschichte der Urschöpfung der Geister- und Sinnenwelt sowie der Urpatriarchen“. Und die ersten Sätze desselben lauteten: „So spricht der Herr für jedermann, und das ist wahr und getreu und gewiss: Wer mit mir reden will, der komme zu mir, und ich werde ihm die Antwort in sein Herz legen. Jedoch die Reinen nur, deren Herz voll Demut ist, sollen den Ton meiner Stimme vernehmen.« (S.14)
Lorber lehnte nach diesem Ereignis die ihm angebotenen Anstellung wieder ab und schrieb in den folgenden 24 Jahre bis zu seinem Tode folgende Werke:
- Die Haushaltung Gottes (3 Bände,
1840-1844)
- Der Mond (1841)
- Der Saturn (1841/42)
- Die Fliege (1842)
- Der Großglockner (1842)
- Die natürliche Sonne (1842)
- Die geistige Sonne (2 Bände, 1842/43)
- Schrifttexterklärungen (1843)
- Die Jugend Jesu (1843/44)
- Der Briefwechsel Jesu mit Abgarus (1844)
- Der Laodizäerbrief des Apostel Paulus (1844)
- Die Erde (1846/47) ("Der Mond" und "Die Erde" werden heute meist zusammen als "Erde und Mond" gedruckt.)
- Bischof Martin (1847/48)
- Von der Hölle zum Himmel (Robert Blum) (2 Bände, 1848/51)
- Dreitagesszene (1859/50)
- Das große Evangelium Johannis (7/10 Bände, 1851/64)
Daneben entstanden die Werke:
- Die große Zeit der Zeiten - Pathiel - Sammlung von Gedichten und Gebeten.
- Himmelsgaben - Zusammenfassung (3 Bände) von Diktaten neben den Hauptwerken
- Jenseits der Schwelle (Sterbeszenen)
- Psalmen und Gedichte - Psalmen, Gedichten und Prosa
- Der Mittelpunkt der Erde (Die zwölf Stunden)
- Die Heilkraft des Sonnenlichts
- Naturzeugnisse - Zusammenstellung naturkundlicher Offenbarungen Lorbers
- kleinere Naturzeugnisse
- LichtWort (über Tischrücken, Tischklopfen, ...)
Weitere Aussagen aus Lorbers Neuoffenbarung finden sich in:
- Lebensgarten
- Heilung und Gesundheitspflege
- Vom Weg zur Wiedergeburt
- Unsterblichkeit der Menschenseele und vom Wiedersehen Jenseits
- Supplemente
- Worte des Worts
- Dr. Strauss
- Traum des Zorel
- Jesus in Gethsemane
- Schiffspredigt des Herrn
- Das Leiden des Herrn
- Briefe Lorbers
(Nicht alle Texte Lorbers wurden auch gedruckt,
hier stehen die Texte Lorbers in chronologischer Reihenfolge)
»Lorber begann dieses Schreibgeschäft, welches von nun an die Hauptaufgabe seines Daseins blieb, fast täglich schon morgens vor dem Frühstück, welches er in seinem Eifer nicht selten ganz unberührt stehen ließ. Dabei saß er, meistens mit einer Mütze auf dem Kopf, an einem kleinen Tischchen, im Winter knapp neben dem Ofen, und führte ganz in sich gekehrt, mäßig schnell, aber ohne je eine Pause des Nachdenkens zu machen oder eine Stelle des Geschriebenen zu verbessern, ununterbrochen die Feder, wie jemand, dem von einem anderen etwas vorgesagt wird.
Zu wiederholten Malen tat er, wenn er hiervon sprach, auch die Äußerung, er habe während des Vernehmens der ihm einsagenden Stimme auch die bildliche Anschauung des Gehörten. Seiner Aussage nach teilte er das innerlich Vernommene aber noch leichter mit, wenn er es einem anderen mündlich kundgeben konnte. Und in der Tat diktierte er einigen seiner Freunde einzelne Aufsätze, ja ganze Werke von mehreren hundert Schriftbogen. Dabei saß er neben dem Schreibenden, ruhig vor sich hinschauend und nie in seinem Redefluss stockend oder irgendeine Satzfügung oder auch nur einen einzelnen Ausdruck abändernd. Und wenn sein Diktieren durch Zufall auf kürzere oder längere Zeit, selbst für Tage oder Wochen, unterbrochen wurde, so vermochte er das bisher Geschriebene, ohne von demselben mehr als etwa die letzten Worte oder Zeilen nachgelesen zu haben, sogleich im richtigen Zusammenhange fortzusetzen.« (S. 15)
Dabei ließ Lorber keinen Zweifel an seiner Offenbarung zu:
»Ich war über diese Erzählung ganz verblüfft, getraute mich aber nicht, dem Erzähler, der dazu selbst eine geheimnisvolle Miene der Verwunderung machte, etwas dagegen einzuwenden und ließ die ganze Sache, die ich mehr für eine Sinnestäuschung als für eine wirkliche Tatsache anzusehen geneigt war, stillschweigend auf sich beruhen, indem ich wohl wusste, dass Lorber durch jeden Zweifel, den man in seine Worte setzte, sich gekränkt fühlte.« (S. 33)
| "Neue Welt" - hier wohnte Jakob Lorber Quelle: a.a.O., S. 131
|
Seinen Lebensunterhalt verdiente sich Lorber zunächst durch Musikunterricht. 1844 luden ihn seine Brüder nach Greifenburg in Oberkärnten ein um für einige Monate einen Holzhandel zu beaufsichtigen. Da in Graz die Zahl der Musiklehrer immer mehr zunahm und es dadurch für Lorber immer schwieriger wurde Geld zu verdienen, nahm er das Angebot an.
Jakob Lorbers Geschwister
Quelle: a.a.O., S. 139
In dieser Zeit bestieg er dort mehrere Hochgebirge, darunter auch den Großglockner. 1846 kehrte Jakob Lorber nach Graz zurück. Mit Konzerten versuchte er nun einerseits sein Geld zu verdienen, anderseits wollte er die öffentliche Aufmerksamkeit von seiner paranormalen Veranlagung ablenken. Bald musste er allerdings feststellen, dass er durch diese Nebenbeschäftigung zu sehr zerstreut und von dem, was er als seinen eigentlichen Beruf ansah, abgezogen wurde. Also begnügte er sich wieder mit Musikunterricht und Klavierstimmen. Diese Einnahmen reichten, obwohl seine Bedürfnisse bescheiden waren, gerade als er gebrechlich wurde, nicht aus. Hier halfen dann Freunde aus, für die Jakob Lorber ebenfalls Worte empfing, beispielsweise spezielle Heilmittel:
Ritter von Leitner Quelle: a.a.O., S. 147
| »Ein anderes Mal litt ich längere Zeit an einer Nervenschwäche, welche nicht nur meine körperliche Integrität angriff, sondern auch mein Gemüt niederdrückte und selbst meine geistigen Funktionen benachteiligte, indem eine gewisse Zweifelsucht und Ängstlichkeit mich in der Führung meiner Privat- und Amtsgeschäfte in peinlicher Weise hinderte und beeinträchtigte. Lorber, hierüber um Rat ersucht, erhielt hierauf durch seine innere Simme folgendes Heilmittel für mich: |
„Nimm roten, ungerichteten (Natur-) Wein und Olivenöl, das rein ist, und reibe dir damit morgens und abends die Brust, den Rücken, das Genick, am Abend aber auch das Haupt und ganz besonders die Schläfen im Glauben und Vertrauen af den Herrn ein; doch sollst du in dieser Zeit dich vom Kaffee und schlechten Weine enthalten.“ Die gleiche günstige Wirkung äußerte diese, wie Lorber sie nannte, „evangelische Salbe“ auch später zu wiederholten Malen, wenn ich sie in langen Zeiträumen gegen ähnliche Rückfälle oder beim Eintritte lediglich körperlicher Schwächezustände an einem vor Jahren verletzten Fuße in Anwendung brachte. Zur Steuer der Wahrheit muss ich hier beifügen, dass ein anderes Heilmittel, welches er mir für dieses Fußübel empfahl, entweder wegen der zu starken Dosis der angeordneten Medikamente oder wegen der von mir zu heftigen Anwendung derselben, ungünstig wirkte.« (S. 31f)
Nach Lorbers 60. Lebensjahr begannen seine Kräfte nachzulassen. Dies tat allerdings seiner geistigen Arbeit keinerlei Abbruch. 1864 erkrankte er und musste drei Monate lang das Bett hüten. Auch während dieser Zeit diktierte er seinen Freunden. Zu Beginn des Frühlings erholte er sich scheinbar kurzfristig wieder, verstarb jedoch schließlich am 24. August 1864, offenbar an einer Lungenerkrankung. Gepflegt wurde Jakob Lorber in seinen letzten Tagen vermutlich von seiner Tochter Maria Hochegger. Er wurde auf dem Friedhof zu St. Leonhard bei Graz beerdigt. Heute erinnert eine Gedenktafel in der Neuen-Welt-Gasse an Jakob Lorber.
| In diesem Haus starb Jakob Lorber Quelle: a.a.O., S. 133
|
Textquellen: Ritter von Leitner: Jakob Lorber, der steiermärkische Theosoph
Rinnerthaler, Reinhard:
Zur Kommunikationsstruktur religiöser Sondergemeinschaften am Beispiel der Jakob-Lorber-Bewegung, Salzburg 1982
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